Demenz ist nicht nur durch kognitive Leistungsverluste, sondern auch durch körperlichen Abbau gekennzeichnet, der durch geringe körperliche Aktivität beschleunigt wird. Dabei sind insbesondere Kraft, Balance, Gangleistung und sensorische Verarbeitung betroffen, was bei älteren Personen die das Sturz- und damit einhergehende Verletzungsrisiko erhöht. Insbesondere bei dementen Personen ist dieses im Vergleich mit nicht-dementen Personen um das Dreifache erhöht.
Die 2014 abgeschlossene und an der gleichnamigen deutschen Topuniversität durchgeführte Heidelberg-Studie ist eine der weltweit größten Trainingsstudien (RCT) und setzt an einem früher Marker der Demenz an: Doppelaufgaben (Dual Tasks) können aufgrund von Störungen im Bewegungsapparat erschwert oder nicht mehr simultan durchgeführt werden.
Mit dem Ziel den Erhalt der Selbstständigkeit, die Verhinderung von Pflegebedürftigkeit, Verbesserung der Kognition, Erhöhung der Lebensqualität und des Wohlbefindens zu fördern, absolvierten Studienteilnehmer ein an den jeweiligen Grad der kognitiven Einschränkung angepasstes körperliches Training.
Neben Elementen des progressiven Kraft- und Funktionstrainings und der Evaluierung demenzspezifischer psychosozialer Aspekte steht als wesentliche Neuerung im Vergleich zu vorangegangenen Untersuchungen insbesondere das Training motorisch-kognitiver Komplexleistungen (Dual Tasks) im Fokus der Heidelberg-Studie. Dabei werden motorische und kognitive Übungen (z.B.: gleichzeitiges gehen und zählen bzw. gehen und Luftballon anstoßen) simultan trainiert und computergestützt objektiviert.
Nach Beendigung des sich über einen Zeitraum von drei Monaten (zwei Mal pro Woche zu je 2 Stunden) erstreckenden Trainingsprogramms konnten signifikante Steigerungen der Kraft und funktioneller Schlüsselqualifikationen durch das spezifische Trainingsprogramm erreicht werden. Neben den positiven motorischen Ergebnissen konnten weltweit erstmals auch signifikante Trainingseffekte auf motorisch-kognitive Komplexleistungen (Dual Tasks) nachgewiesen werden.
Die Studienergebnisse sind als hochrelevant einzustufen – nicht nur für die Bewertung des Rehabilitationspotentials demenziell erkrankter Personen, sondern auch für die positive Wirksamkeit von Dual Task-Übungen.