Rückblick:
Eine Einführung in das Thema Demenz haben wir in unserem letzten Blogartikel geliefert. Im aktuellen Beitrag möchten wir der Frage, ob der Konsum bestimmter Lebensmittel das Demenzrisiko zu senken vermag näher eingehen. Zunächst wollen wir uns in Erinnerung rufen, worum es sich bei Demenz handelt:
Die WHO definiert Demenz nach dem gängigen Klassifikationssystem ICD-10 zusammenfassend als „Folge einer meist chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns mit Störung vieler höherer kortikaler Funktionen, einschließlich Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache und Urteilsvermögen.”
Ernährung und Demenzprävention
Die FINGER-Studie besagt, dass ein auf regelmäßiger Bewegung, kognitivem Training und gesunder Ernährung aufgebautes Behandlungsprogramm Demenz entscheidend verzögern vermag. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass ungesunde Ernährung die Entstehung von Demenz begünstigen kann. Doch inwiefern kann der Konsum bestimmter Lebensmittel das Demenzrisiko senken?
Ergebnisse wissenschaftlicher Studien deuten darauf hin, dass der Verzehr von Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Fisch, Meeresfrüchten und den darin enthaltenen ungesättigten Fettsäuren vor Eiweißablagerungen im Gehirn schützen und somit das Demenzrisiko reduzieren vermag. Laut Ökothropologin Anne Iburg kann der Verzehr bestimmter Nahrungsmittel den kognitiven Abbau um mehrere Jahre hinauszögern. Iburg beruft sich auf die 1998 durchgeführte CAIDE-Studie, die den Zusammenhang zwischen Lebensstil und kardiovaskulären Risikofaktoren sowie Kognition, Demenz und strukturellen Veränderungen im Gehirn untersucht. Um Risikofaktoren zu minimieren, empfiehlt sich neben der skandinavischen besonders die mediterrane Küche, da rotes Fleisch und gesättigte Fettsäuren in geringerem Maße konsumiert werden.
DASH- und MIND-Diäten
Eine populäre Variante der Mittelmeer-Diät ist die MIND-Diät (Mediterranean-DASH Intervention for Neurodegenerative Delay), die zusätzlich die DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension) umfasst. Die DASH-Diät basiert auf einer geringen Aufnahme von gesättigten Fettsäuren und Natrium und fördert die Aufnahme von fettarmem Obst, Gemüse und Milchprodukten, wodurch der Blutdruck gesenkt und das Demenzrisiko verringert wird.
Die MIND-Diät beinhaltet die vermehrte Aufnahme von pflanzlichen Lebensmitteln und die reduzierte Aufnahme von Lebensmitteln tierischen Ursprungs.
Dabei wird der Verzehr folgender Lebensmittel empfohlen:
- grünes Blattgemüse (Grünkohl, Mangold, Spinat, Kopfsalat), mindestens sechsmal pro Woche
- Wurzelgemüse (nicht stärkehaltig), mindestens einmal täglich
- Nüsse (Mandeln, Haselnüsse, Walnüsse), mindestens fünfmal pro Woche
- Bohnen (Hülsenfrüchte), dreimal pro Woche
- Vollkornprodukte, dreimal pro Woche
- Geflügel, zweimal pro Woche
- Fisch, einmal pro Woche
- Beeren, mindestens zweimal pro Woche
- Olivenöl
Der Verzicht auf fettreiche Lebensmittel und Zubereitungsweisen wie Frittieren wird im Rahmen der Diät nahegelegt. Es wird empfohlen, Butter und Margarine auf maximal einen Esslöffel pro Tag zu beschränken, Käse und Frittiertes weniger als einmal pro Woche, rotes Fleisch höchstens dreimal pro Woche zu konsumieren. Der Verzehr ungesunder Süßigkeiten wie Kuchen und Eis soll nach Möglichkeit gemieden werden.
Zur Wirkung gesunder Ernährung
Die MIND-Diät wirkt sich positiv auf die Gehirnzellen aus, indem oxidativer Stress und die damit einhergehende Ansammlung freier Radikale reduziert sowie Entzündungsprozesse im Körper gehemmt werden. Die in vielen Beerensorten vorkommenden Antioxidantien sowie das in Olivenöl, grünem Blattgemüse und Nüssen enthaltene Vitamin E wirken sich positiv auf die Gesundheit des Gehirns aus und schützen es vor oxidativem Stress. Darüber hinaus sind die insbesondere in vielen Meeresfrüchten und Fischarten enthaltenen Omega-3-Fettsäuren dafür bekannt, Entzündungsprozesse zu reduzieren.
Doch nicht nur die positive Wirkung der mediterranen Diät auf das Gehirn wurde im Rahmen diverser Studien untersucht: auch die kohlenhydratarme und fettreiche ketogene Ernährung soll sich positiv auf das Gehirn auswirken. Pilotstudien zeigen, dass diese Ernährungsform die menschliche Darmflora positiv beeinflussen und in weiterer Folge die mentale Leistung bei Demenzbetroffenen steigern könnte. Bahnbrechende Ergebnisse sind in Ermangelung groß angelegter Studien zwar noch ausständig, die ersten Erkenntnisse erweisen sich jedoch als vielversprechend.
Die Rolle von Vitaminen in der Demenzprävention
Laut aktuellen wissenschaftlichen Studien besteht keine klare Korrelation zwischen Demenzprävention und der Zufuhr von Nahrungsergänzungsmitteln. Belegt ist jedoch, dass die Versorgung mit gewissen Vitaminen dem kognitiven Abbau im Alter vorbeugen kann. Eine groß angelegte Studie fand zudem einen Zusammenhang zwischen Mangel an Vitamin D und Risiko für Demenz.
Insbesondere die Vitamine B, D und E werden in der Fachliteratur mit Verbesserung kognitiven Funktionen in Verbindung gebracht:
- B-Vitamine: Ein hoher Gehalt an B-Vitaminen (Folsäure, Vitamin B6, B9 und B12) senkt nachweislich den Homocysteinspiegel im Blut und schützt die Gehirnzellen. Einige Studien deuten gar darauf, dass sich durch die regelmäßige Einnahme von Vitamin B und Folsäure der geistige Abbau verzögern lässt.
- Vitamin D: Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D ist für einen gesunden Menschen unerlässlich. Das Vitamin unterstützt unter anderem auch Funktionen des Nerven- und Immunsystems. Vitamin D wird beim Menschen unter dem Einfluss von Sonnenlicht in der Haut gebildet. Im Gegensatz zur körpereigenen Bildung hat die Vitamin-D-Zufuhr über die Ernährung nur einen relativ geringen Anteil an der Vitamin-D-Versorgung. Insbesondere Lebensmittel tierischen Ursprungs enthalten relativ viel Vitamin D. Fischarten wie Makrele, Lachs oder Hering sind besonders gute Vitamin-D-Lieferanten. Zudem kann man das Vitamin aus Leber, Innereien oder Eiern beziehen.
- Vitamin E: Wissenschaftliche Studien keinerlei Hinweise bezüglich eines Nutzens oder Schadens hinsichtlich Demenzprävention durch Vitamin E-Nahrungsergänzungsmittel. Das Vitamin gilt jedoch als hervorragendes Antioxidans und kann zur Verbesserung kognitiver Fähigkeiten beitragen. Vitamin E ist insbesondere in Pflanzenölen und -fetten wie Erdnussöl, Sonnenblumenöl, Maisöl, Sojaöl, Olivenöl und Margarine enthalten. Auch Nüsse wie etwa Mandeln oder Haselnüsse sind reich an Vitamin E.
Fest steht: Gewisse Lebensmittel können sich positiv auf den Demnz-Verlauf auswirken. Die Zusammenhänge sind jedoch als sehr komplex einzustufen Die Vorstellung, dass bestimmte Nährstoffe und Diäten den Demenz-Verlauf stoppen oder gar rückgängig machen können, wäre unwissenschaftlich und kann daher als trügerisch abgetan werden.
Vor der Zufuhr hochdosierter Nahrungsergänzungsmittel sollte ärztlicher Rat eingeholt werden, um mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Nebenwirkungen vorzubeugen.